In diesem Jahr traten die Athleten Dirk Lyzwa und Philipp Gramlich vom AV Groß-Zimmern bei der Deutschen Meisterschaft Classic RAW / Kraftdreikampf, am 18.09.2016 im brandenburgischen Lauchhammer, an. Zielsetzung für Dirk Lyzwa war ein solider Platz im Mittelfeld der Klasse bis -83kg um Erfahrung auf großen Meisterschaften zu sammeln. Für Philipp Gramlich konnte man auf eine gute Platzierung in der -120kg Klasse hoffen, sofern der Wechsel vom Schwergewicht in die zweithöchste Gewichtsklasse gelingen sollte. Die Ziele wurden nicht ganz in der gewünschten Form erreicht, aber das Potential war ersichtlich.
Dirk Lyzwa wog mit nahezu idealen 82,8kg ein. Es galt die elf Kontrahenten in der 83kg Gewichtsklasse zu schlagen.
Das Aufwärmen verlief vielversprechend und der erste Beugeversuch mit 190kg war stark. Die Steigerung auf 205kg, gleich der bisherigen Wettkampfbestleistung, war bedenkenlos. Der Versuch wurde auch gültig in die Wertung gebracht, leider verletze sich Dirk dabei im Hüft- / Oberschenkelbereich. Die 210kg im dritten Versuch waren mit diesem Handicap einfach nicht zu bewältigen.
Im Bankdrücken konnte Dirk in seinem ersten Versuch 135kg bewältigen. Die folgenden Versuche mit 140kg und 142,5kg blieben erfolglos; teils weil die nun eingeschränkte Beweglichkeit die richtige Drückposition erschwerte, teils wegen unglücklichen Rutschens auf der recht glatten Plattform.
Im Kreuzheben wurden dann nochmal 205kg zur Gesamtleistung hinzugefügt. Die Steigerung auf 215kg war in erster Linie ein Ausdruck von Kampfgeist. Die Verletzung beeinträchtigte die notwendigen Muskeln einfach zu sehr und Lyzwa musste sich geschlagen geben. Auf einen letzten Versuch wurde verzichtet. Die geringe Chance auf ein gültiges Heben war das Risiko nicht wert.
Trotz des unglücklichen Verlaufs konnte sich Dirk 545kg in der Totalen und damit den 7. Platz aus 12 Hebern sichern. Gesund wären zwei bis drei Plätze besser ohne weiteres drin gewesen, bis zu den Podestplätzen ist es aber noch ein gewisser Weg. Lyzwa wird mit jedem Wettkampf routinierter und wir können auf gute Leistungen in den kommenden Jahren hoffen.
Da es sich aller Wahrscheinlichkeit bei der Verletzung nach nur um einen angezogen Muskel handelt wird Dirk in wenigen Wochen wieder voll einsatzfähig sein.
Für Philipp Gramlich begann der kritische Moment der Meisterschaft mit der Waage. Es war der erste Wettkampf in der er gezielt unter einer Gewichtsschwelle bleiben musste. Mit 116,9kg war er deutlich unter den notwendigen 120kg. Zumindest diese Hürde war also bewältigt, wenn auch ein Gewicht näher an der Grenze sinnvoller wäre.
Die Beuge begann mit 260kg. Diese waren langsamer als gewohnt und daher wurde nur konservativ auf 270kg gesteigert. Dies erwies sich als bestmögliche Wahl. Der Versuch war schwer und an der Grenze der Möglichkeiten, aber noch gültig. An dieser Stelle zeigte sich allerdings, dass der Prozess der Diät und letzten Abkochens noch nicht wirklich zum Repertoire des Schwerathleten gehört. Die Beine zitterten deutlich; die übliche Stabilität war nicht gegeben. Anzeichen einer Mangelversorgung mit notwendiger Flüssigkeit und Nährstoffen.
Die Steigerung auf 275kg war erfolglos. Es fehlte die notwendige Spannung.
Auch mit einer relativ schwachen Leistung war Gramlich nur 5kg hinter dem Führenden der Klasse und konnte auf ein Treppenplätzchen hoffen.
Es ging weiter mit dem Drücken. 175kg wurden solide bewältigt, aber auch hier schon ein kleiner Schluckauf in der Bewegung. Man steigerte vorsichtig auf 182,5kg. Ein Fehler im Bewegungsablauf ließ das Gewicht auf halber Höhe stehen, der Versuch war ungültig. Im dritten Anlauf konnte dasselbe Gewicht zwar gedrückt werden, aber eine kurze Abwärtsbewegung verhinderte trotzdem die weißen Lichter der Kampfrichter. Damit war Gramlich nun 15kg hinter dem führenden Heber aus Essen, aber noch nicht völlig abgeschlagen, da er im Kreuzheben üblicherweise zu den besten Hebern gehört.
Im Aufwärmraum wurde leider klar, dass sich ein Aufholen schwer gestalten würde. Der Anfangsversuch wurde von geplanten 290kg zu 270kg reduziert. Nationaltrainer Francesco Virzi erklärte sich spontan bereit die Versuchsplanung zu übernehmen. Ohne Virzi wäre die Möglichkeit auf den Sieg wohl nicht einmal in der Theorie zustande gekommen.
Der erste Versuch kam problemlos in die Wertung. Man steigerte auf 290kg und beobachtete die Konkurrenz. Der zweite Versuch mit 290kg war gültig, aber viel zäher als gewohnt. Der stärkste Kontrahent aus Essen brachte ebenfalls 290kg in die Wertung und damit lagen weiterhin 15kg zwischen Philipp und dem ersten Platz. Die Steigerungen der dritten Versuche waren ein reines Taktieren. Die Versuche wurden absichtlich hoch angesagt, in der Hoffnung die Konkurrenten zu schweren Versuchen zu verleiten, aber gleichzeitig genug Zeit zu lassen, den eigenen Hebeversuch notfalls senken zu können.
Der finale Versuch sollte 316kg werden. Damit könnte immer noch der erste Platz errungen werden.
Aber bei bestem Willen war diese Last an diesem Tag nicht zu bewältigen. Es fehlte einfach die nötige Energie.
Damit blieb es bei einem vierten Platz von neun Hebern mit 735kg in der Totale in einem sehr dichten Feld. Es spricht für sich, dass Platz sechs in der -120kg Klasse immer noch den Vizemeister in der Gewichtsklasse über 120kg hätte stellen können. Auch dieses Ergebnis war sicher nicht das erhoffte, aber eine notwendige Erfahrung. Das Einpendeln auf eine neue Gewichtsklasse kann problematisch sein und sobald man den Trainingsleistungen gerecht werden kann, steht einem deutschen Meister hier nichts mehr im Wege.
Insgesamt konnte der AV eine solide Leistung abliefern. Verletzungen können nun mal nicht immer verhindert werden und auch ein schlechter Tag kommt in einer Athletenkarriere vor. Trotzdem konnten sich beide Heber akzeptabel platzieren.
Das nächste sportliche Ziel für die AV Athleten ist eine erfolgreiche Leistung bei den Hessenmeisterschaften Kraftdreikampf, am 08.10.2016, in Heiligenrode abzuliefern.